Die Insel Visingsö im Vättern

Die Insel Visingsö ist nur vom Ort Gränna aus zu erreichen, da von dort aus die Fähren regelmäßig auf die Insel übersetzen. Visingsö ist lediglich 14 Kilometer lang, zählt gegenwärtig rund 700 permanente Einwohner.und ist, neben Gränna, das vermutlich beliebteste Ausflugsziel des Vättern, insbesondere für Fahrradfahrer, die hier einen Tag lang die Insel durchstreifen wollen und dort auch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten etwas näher entdecken wollen.
 
Visingsö war bereits sehr früh bewohnt, denn man findet dort Grabfelder aus der Steinzeit, der Bronzezeit und auch der Epoche der Wikinger. Weiterhin kann man dort Steinsetzungen aus der vorchristlichen Zeit betrachten, wobei auch zahlreiche archäologische Funde Zeugen einer langen Geschichte der Insel sind. Letztendlich führte dies auch dazu dass Visingsö im 12. und 13. Jahrhundert ein Zentrum der schwedischen Königsmacht wurde und das Näs Schloss angelegt wurde, dessen Ruine man noch heute besuchen kann.

Der Hafen mit der Schlossruine auf Visingsö
Foto: Herbert Kårlin

Im 12. Jahrhundert wurden auch zwei romanische Kirchen auf Visingsö erbaut, zum einen die heute verschwundene königliche Kirche, die Ströja kyrka, zum anderen die heute noch erhaltene, wenn auch umgebaute, Kumlaby kyrka in der man jedoch noch Reste aus dieser Epoche finden kann. Dort wo einst die aristokratische Kirche stand, erbaute Per Brahe der ältere zwischen 1623 und 1636 die Visingsborgs slottskyrka, die auch als Brahekyrka bezeichnet wird und mit ihrem Renaissance und Barockstil imponiert.
 
Die sogenannte alte Braheschule auf Visingsö wurde unter Per Brahe dem Jüngeren im Jahre 1663 als Amtsgericht (Tingshuset) erbaut und war eines der ersten Gebäude der Insel die in Stein erbaut wurde, was in jeder Zeit sehr ungewöhnlich war. Mit dem Ende der Grafschaft Brahe verlor das Gericht seine Bedeutung und wurde in ein Gymnasium verwandelt. Heute findet man in diesem Gebäude das Museum Visingsö, wo man mehr über die Geschichte der Insel und die Grafschaft Brahe erfahren kann.
 
Die neue Braheschule wird als Visingsö Folkhögskola bezeichnet und ist eine internationale Volkshochschule für Tourismus, Sprachen und Musik. Die Braheschule steht in ständiger Verbindung mit den internationalen Schulen in Barcelona, Düsseldorf und Aix-en-Provence.
 
Das Spielzeugmuseum auf Visingsö ist ein relativ kleines Museum mit einer Spielzeugsammlung aus den Jahren 1860 bis Ende 1990. Das Museum ist ausschließlich im Sommer geöffnet.

Die Kumlaby kyrka auf Visingsö
Foto: Herbert Kårlin

Vogelliebhaber und -beobachter werden auf Visingsö eher von Erstad angezogen, insbesondere zu Zeiten wenn Zugvögel die Insel im Vättern besuchen. Dieses Naturschutzgebiet ist durch einen langen Sandstrand vom Vättern getrennt. Auch Vögel, die hier nisten und teilweise immer seltener in Schweden werden, haben einen besonderen Schutz, da die hier lebenden Lachmöwen vor allem Raubvögel von diesem Gebiet fern halten.
 
Die Näs Borg am südlichsten Teil der Insel Visingsö, mit Blick auf den Vättern, ist heute eine Burgruine, war jedoch im 12. Jahrhundert eines der ersten Schlösser Schwedens. Vermutlich wurde dieses Schloss, das natürlich weitaus mehr einer kleinen Burg ähnelte, von König Sverker dem Alteren, oder auch dessen Sohn Karl Sverkersson erbaut und war das Kennzeichen der damaligen Königsmacht Schwedens.
 
In der Nähe des Hafens liegt die Visingsborg Schlossruine, die gegenwärtig die Kulisse für Theateraufführungen und festliche Zusammenkünfte ist. Dieses Schloss wurde zwischen 1570 und 1580 erbaut, wobei man hierfür die Steine des Klosters in Gränna benutzte. Auch wenn man hierbei von einem Schloss spricht, so handelte es sich nie um ein königliches Schloss und während des nordischen Krieges zu Beginn des 18. Jahrhunderts diente das Gebäude als Gefängnis. Allerdings brannte das Schloss in dieser Zeit auch vollkommen ab und wurde nie wieder aufgebaut.
 
Wer nach mehr Sehenswürdigkeiten auf Visingsö sucht, kann im Sommer auch den Hembygsgård (Heimatmuseum) besuchen, das Nostalgiemuseum oder auch die letzten Maulbeerbäume, die einst der Seidenherstellung dienten, besuchen und durch die Eichenwälder streifen.
 
Wer mit dem Fahrrad auf Visingsö unterwegs ist, sollte bedenken dass man im nördlichen Teil keine Runde fahren kann, im Gegensatz zur südlichen Hälfte. Da die reine Strecke, je nach Wahl der Wege, zwischen 25 und 30 Kilometer ausmacht, sollte man auch bedenken dass man, auch mit einem E-Bike nahezu drei Stunden für eine gemütliche Fahrt benötigt, ohne hierbei eine Pause für ein kurzes Essen, eine Toilettenpause oder eine Besichtigung einplanen zu können. Die Zeiten sind bei einem einfachen Fahrrad noch weitaus länger, so dass es eigentlich unsinnig ist für die Insel weniger als fünf bis sechs Stunden einzurechnen.